Auf den Spuren der Hanse Teil 1, Norddeich- Störtebeker-Marienhafe
Deiche-Wellen-Mühlen-Piraten-Backstein-Seehunde-Gulfhöfe. Lesen Sie die Eindrücke der Familie Pastwa-Hondong und mieten ??Sie noch heute ein Wohnmobil für wundervolle Touren an die Nordseeküste. Es muss nicht immer Norderney sein.
Unsere Leidenschaft mit dem Reisemobil Europa zu entdecken führte uns in den letzten Jahren immer wieder unbewusst in eine der wunderschönen Hansestädte. So haben wir Bergen mit Regenschauern, Tallin in strahlendem Sonnenschein und schaurige Geschichten im Historicum in Brügge erlebt. Wir waren im Geburtshaus von Nikolaus Kopernicus im wunderschönen polnischen Thorn und haben uns vom Städteführer in Danzig erklären lassen, das die traumhaft schöne Renovierung nur entstehen konnte, weil die fleißigen polnischen Handwerker aktiv waren und teils nur für einen Teller Suppe am Tag gearbeitet haben.
Die Tour „Auf den Spuren der Hanse“ führt uns von der Nord bis zur Ostsee, da es 185 Hansestädte gibt, mussten wir stark selektieren, wohin die Reise geht.
wir stehen am sehr guten Stellplatz in Norddeich in Sichtweite des Schwimmbades Ocean Wave. Schauen Sie für einen Aufenthalt auf den Womopark Norddeich.
Ein herrlicher Tag, wir radeln auf der Backsteinroute. Alle ostfriesischen Städte und Dörfer prägt eine gemeinsame Farbe, das satte Ziegelrot ihrer Gebäude. Egal ob Wohnhäuser, Bauernhöfe, Schulen, Rathäuser, Kirchen oder Mühlen, selbst Aussichtstürme, Garagen und Gartenhäuser tragen hier Rot. Die Herstellung und Verwendung gebrannter Erde als Baumaterial lassen sich in Ostfriesland seit dem 12. Jahrhundert nachweisen.
Wie vielseitig und anspruchsvoll mit den roten Backsteinen umgegangen wurde, werden wir auf unserer Tour noch oft entdecken.
Ganz typisch dazu sind in Norden das Teemuseum und die Ludgerikirche. In Lütetsburg steht die historische Wasserburg mit dem großen Schlosspark. In Hagen beeindruckt die St. Ansgari Kirche auf der Warft mit einem umliegenden Friedhof. Die Landschaft wird geprägt durch die Windmühlen. Mitten in Leezdorf steht eine Windmühle in schön restaurierter Umgebung.
Mit geschulterter Axt steht auf dem Platz vor der Marienkirche in Marienhafe die bronzene Skulptur von Klaus Störtebeker. Er war der Schrecken der Hanse. Wenn man den Überlieferungen glauben darf, verlagerten Klaus Störtebeker und seine Vitalienbrüder um 1395 ihre Aktivitäten von der Ostsee in die Nordsee. An der Ostfriesischen Küste fanden die Piraten Schutz vor ihren Widersachern, dem Kaufmannsbund der Hanse.
Verschiedene Schriften aus dem 14. bis 17. Jahrhundert erwähnen, dass Störtebeker am 13.1.1396 das erste Mal nach Marienhafe kam, der friesische Häuptling Keno tom Brok duldete den Aufenthalt und setzte ihn gegen die Holländer ein. Klaus Störtebeker und seine Piraten suchten in Marienhafe ihr Winterquartier und statteten mit ihrer Beute die sehenswerte Marienkirche noch prächtiger als früher aus, sie erhöhten den Turm und die Mauer mit den Toren, die ihnen als Festung diente.
Diese für die Seeräuber und Hanse glanzvoll klingende Zeit währte nicht lange. Im Frühjahr 1400 schickte die Hanse elf Schiffe nach Ostfriesland um gegen die Seeräuber vor zu gehen. 80 Piraten wurden im Kampf „niedergemacht“ und 25 gefangen genommen und in Emden hingerichtet.
Von da an bestrafte die Hanse auch die ostfriesischen Häuptlinge, die mit den Seeräubern kooperierten. Burgen wurden geschleift, Schiffe verbrannt. Vielen gelang die Flucht nach Holland, so auch Störtebeker, er wurde jedoch 1401 vor Helgoland gefasst und kurz nach dem 20.10. auf dem Grasbrok vor den Toren Hamburgs geköpft.
Hier in dem schönen Marienhafe, nur einen Steinwurf von Norddeich entfernt, finden seit 1996 alle 3 Jahre die Störtebeker-Freilichtspiele statt. 150 Laienschauspieler lassen in plattdeutscher Sprache die Zeiten der Hanse und der Seeräuber wieder auferstehen.
Also-fahrt doch mal hin nach Marienhafe unser Tipp für 2017. Hier gehts zu den Störtebeker Freilichtspielen. Einfach klicken... .
Die Eisheiligen haben uns voll erwischt, gut dass wir so Zentral stehen, das Ocean Wave lockt uns mit seinen hohen Wellen, die immer zur halben Stunde mit voller Wucht das Bad zum Beben bringen.
In sehr interessanter Form wird in der Seehundauffangstation das Leben dieser possierlichen Tiere nah gebracht. Wir erfahren, dass die Vorfahren der Seehunde wie Marder oder Bären aussahen und an Land lebten. Inzwischen tummeln sich die Seehunde die meiste Zeit im Wasser und sehen ihren Ahnen kaum noch ähnlich. So ein Seehundleben scheint bequem zu sein, faul in der Sonne aalen und ab und zu mal Fische jagen. Doch wir lernen, dass das Bild täuscht.- Das Faulenzen ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem strapaziösen Leben der Seehunde.
Hier in der Seehundstation ist um 11.00 Fütterung, ein Spektakel, das besonders Familien mit Kindern anzieht. Das Museum ist eine Ausstellung zum Mitmachen, Anfassen und Staunen.
In einem Bereich werden die verwaisten Seehunde, die im Wattenmeer gefunden werden groß gezogen und auf ihr Leben in der Nordsee vorbereitet. Ohne diese Hilfe könnten sie nicht überleben.
Am nächsten Tag lockt uns die Sonne wieder auf die Räder zur „Land und Leute Tour“. Entlang der Deiche berichten die Infotafeln von der reichen ostfriesischen Tier-und Pflanzenwelt, von Salzwiesen, Küstenschutz, Warften und Windrädern.
Es geht um Deichbruch und Deichsicherheit, wir erfahren, wie wichtig die Schafe sind, weil sie permanent den Boden mit ihrem Getrampel verdichten und die Grasnarbe kurz halten. Etliche Ferienwohnungen sind in den traditionellen Gulfhöfen entstanden. Die imposanten Gebäude sind sowohl Wohn-als auch Wirtschaftsgebäude. Ihre Geschichte reicht viele Jahrhunderte zurück. Das typische Gulfhaus besteht aus einem Vorderhaus, in dem der Wohntrakt ist und dem angrenzendem Stall. Dadurch, dass im Stallbereich das Dach weiter herabgezogen ist, entstehen Abseiten, so dass der Scheunentrakt breiter als der Wohntrakt ist. Das Zentrum des Stalltraktes ist der Gulf, eine Lagerfläche für Heu, Ernte und Geräte. In der Abseite befinden sich Abteile zum Einstellen von Rindern. Am äußersten Ende befindet sich traditionell das Plumsklo.
Heute sind viele Gulfhäuser umgebaut und mit stilvollen Ferienwohnungen ausgestattet. Dafür wurde meistens der Stalltrakt umgebaut. Ob man immer noch die Plumsklos benutzen muss ist uns nicht bekannt;)
Auf den fruchtbaren Marschböden wird hauptsächlich Ackerbau betrieben.
Für den Küstenschutz wurden 0,8 bis 1,3 Meter hohe Dämme ins Watt gebaut. Diese „Lahnungsfelder“ stabilisieren mit den Längs-und Querlahnungen das Watt, damit bei Sturmflut heranrollende Wellen über dem Vorland gebrochen werden.
Bei „Land unter“ bieten die Warften Tier und Menschen Schutz. Warften sind künstlich errichtete Hügel zum Schutz gegen die Flut, auf denen einzelne Häuser, ganze Dörfer oder auch Friedhöfe und Kirchen ihren Platz finden.
Unübersehbar sind die vielen Windräder, die als getriebelose Windenergieanlagen keinen Tropfen Öl benötigen.
Eine nette Paddel und Pedalstation zwischen Norddeich und Greetsiel lockt zur Pause. Das Matjesfilet mit frischem knackigem Gemüse auf Schwarzbrot ist wirklich köstlich!
Ein kleiner Ausflug ins benachbarte Greetsiel lohnt immer!
Greetsiel ist schon sehr touristisch geprägt. Besondere Hingucker sind die Zwillingsmühlen am Ortseingang.
Am nächsten Tag ist Mühlentag in Deutschland und wir besuchen noch einige Mühlen in Norden. Besonders gefällt uns die Westgaster Mühle.
Diese 3-stöckige Mühle ist 27 Meter hoch. Ein Galerieholländer, der 1863 erbaut wurde. Die Windkraftgetriebene Mühle ist voll funktionsfähig und steht wegen ihrer kulturellen Bedeutung unter Denkmalschutz. Im Maschinenhaus befindet sich ein 40 PS starker Dieselmotor aus dem Jahr 1930, der die Feinmüllerei betreibt.
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