Keine hohe Wohnungsmieten? Wohnen Sie doch im Wohnmobil!

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Keine hohe Wohnungsmieten? Wohnen Sie doch im Wohnmobil!

Nur arbeiten, um eine teure Wohnung bezahlen zu können, in der man sich dann auch noch kaum aufhält? Immer mehr Menschen, jung oder alt wollen es anders machen. Besonders in Metropolen wird Wohnraum immer teurer; eine Zehn-Quadratmeter-Wohnung in Köln kostet zum Beispiel wahnwitzige 620 Euro.

Da kommen viele Menschen ins Nachdenken: Warum sollte man sich täglich acht bis zehn Stunden abrackern und kostbare Lebenszeit opfern, nur um das Geld für ein Haus oder eine Wohnung aufzubringen, in der man sich eh nie aufhält, weil man so viel arbeiten muss, um das Geld aufzubringen…?

Immer mehr Menschen wollen aus diesem “Hamsterrad“ aussteigen – und stattdessen einfach in ein ?Wohnmobil ??ziehen. Sie lagern ihren Besitz ein oder verkaufen ihn, legen sich entweder ein fertiges Wohnmobil zu oder bauen einen alten Transporter um und begeben sich auf den Roadtrip ihres Lebens. Manche zeitweise, zum Beispiel Studenten, andere für immer.

Was vor allen Dingen in den USA während der Finanz- und Immobilienkrise 2008 vielen als Not- oder Zwischenlösung diente, ist mittlerweile zu einer globalen Bewegung geworden. Vor allem junge Leute – Singles, Pärchen und sogar kleine Familien und Rentner – entscheiden sich aus guten Gründen für ein Leben im Wohnmobil.

Die amerikanische Fotografin Melony Candea ??schreibt ??auf ihrem Blog "Westfaliadigitalnomads" über die Entscheidungsfindung zu diesem neuen Leben mit ihrem Partner: „Wir wollten doch einfach nur zusammen sein und gemeinsam reisen, ohne Stress - Ein Wohnmobil ist die perfekte Lösung. Wir können zusammen sein, haben einen Platz zum Schlafen und für unsere Sachen und gleichzeitig sind unabhängig von anderen Transportmitteln. Darüber mussten wir nicht groß nachdenken.“ Seitdem wohnen die zwei in einem Volkswagen Westfalia:

Ein komplettes Wohnmobil-Leben ist gesellschaftlich manchmal immer noch ein bisschen umstritten, oft werden Melony und Armando für Verrückte gehalten und mit Vorurteilen konfrontiert: Sei seien zu faul zum Arbeiten und im Dauer-Urlaub. Dabei, so schreibt Melony, würden sie inzwischen härter arbeiten als vorher, seien dabei aber motivierter und hätten eben auch die Freiheit, zu reisen, wann und wohin sie wollten.

„Ja, wir leben in einem Wohnmobil. Ja, wir sind auf eine Art Nomaden. Aber nein, wir sind nicht obdachlos.“ – Melony Candea

Besonders geeignet ist dieser Lebensstil logischerweise für Menschen, die ortsunabhängig arbeiten können – zum Beispiel Musiker*innen, Journalist*innen, Autor*innen, Fotograf*innen, Webdesigner*innen, Programmierer*innen, Yoga-Trainer*innen, Surf- oder Sprachlehrer*innen – und alle, denen die Freiheit wichtiger ist als ein gesellschaftskonformes Leben.

Ein Leben im Van

Auch im tiefen Winter.

Überall schöne Campingplätze.

Auch darum ist das Wohnmobil leben attraktiv:

Man beschränkt sich auf das Wesentliches, das Leben ist minimalistischer es wird bewusster konsumiert.

Durch weniger Verpflichtungen lebt sich freier, authentischer und man spürt höhere Selbstbestimmung und Lebensqualität.

Die Natur ist immer direkt greifbar, man lebt stärker im Einklang mit der Umwelt. Flexibilität und Mobilität sorgen nicht nur für gefühlte, sondern für tatsächliche Freiheit – Sonnenaufgang in den Bergen, Sonnenuntergang am Meer, Mittagssonne im Wald.

Permanent entdeckt man neue spannende Orte, trifft immer wieder andere inspirierende Menschen.
Man zahlt Benzin statt Miete.

Die Seele wird ständig gestreichelt.

Doch ganzjährig in einem Wohnmobil lebt, kennt auch die Nachteile:

Selbstverständlichkeiten des Alltags – zum Beispiel duschen – sind deutlich aufwändiger.

Man pflegt weniger feste Bindungen und kann sich unter Umständen irgendwann isoliert fühlen.

Die feste Postadresse fehlt und man muss Familie, Freunde oder Bekannte um Hilfe bitten.

Wenn das Wetter dauerhaft schlecht ist, kann es im Wohnmobil auch mal beengt sein.

Also eben nicht alles immer nur Abenteuer und Glückseligkeit. Aber wenigstens ist der Ausblick oft genug atemberaubend und unbezahlbar. Doch ist es das wert?

Letztlich muss es jeder gründlich überlegen, alle Pros und Contras abwägen und für sich entscheiden, ob und wie viel man an Sicherheit und Komfort oder Freiheit und Unbequemlichkeit zum Leben braucht, beziehungsweise ertragen kann.

Ein Wohnmobil-Leben ist übrigens keine Frage des Alters. Die an Krebs erkrankte 91-jährige ??Norma ?Jean ?Bauerschmidt?? wollte die letzte Zeit ihres Lebens nicht mit Chemotherapie und Operationen im Krankenhaus verbringen, sondern lieber mit ihrem Pudel Ringo, ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter im Wohnmobil durch die USA reisen. Sie entschied sich für das Abenteuer:

„Ich bin inzwischen offener als ich es früher war“, freute sich Norma laut Pittsburgh Post-Gazette noch im Juni über ihre Entscheidung. Und ihr Sohn antwortete: „Du bist nicht derselbe Mensch, Mama! Du lebst dein Leben!“

M??iss Norma erhielt in den letzten Wochen Palliativ-Pflege und starb am 30. September glücklich, erfüllt und friedlich in ihrem Bett im Wohnmobil.

Heimt ist, wo das Herz ist. Und das Herz schlägt jeden Tag auf’s Neue für eine neue Heimat.

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